20.04.21

Trauer um Pfarrer i.R. Alexander Behrend

Reutlingen. Vorige Woche ist der langjährige Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gönningen, Alexander Behrend, im Alter von 58 Jahren verstorben. Mehr als 25 Jahre war er für die Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen der Kirchengemeinde und den Gönninger Bürger*innen ein zugewandter Ansprechpartner, Ratgebeger und Seelsorger, der seinen Glauben unaufdringlich, aber authentisch und offen gelebt und kommuniziert hat. Auch über Gönningen hinaus hat Pfarrer Behrend gewirkt - in verschiedenen Leitungsgremien des Evangelischen Kirchenbezirks Reutlingen, als Dekansstellvertreter und als Dozent der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik. Mit einer Trauerfeier in der Gönninger Peter- und Paul-Kirche wird am Freitag, 23. April, um 14 Uhr von ihm Abschied genommen.

Die Trauerfeier wird live im Internet übertragen: www.godi-streaming-rt.de. Für eine Teilnahme am Gottesdienst in der Kirche ist aufgrund der aktuellen Situation eine Anmeldung bei Bestatuttungen Flunkert unter Tel. 07121 370166 erforderlich.

 
 
 

Zum Gedenken an Pfarrer i. R. Alexander Behrend (1962 - 2021)

Anfang Januar 2021 führte Jürgen Simon ein Gespräch mit Alexander Behrend. Anlass war sein Eintritt in den Ruhestand. Daraus entstand ein Presseartikel, den wir zum Gedenken an den verstorbenen Pfarrer hier nochmals veröffentlichen:

»Mit Souveränität und einfühlsam«

»Ein Viertel Jahrhundert und ein Viertel Jahr«, wie er selbst verschmitzt sagt, war Alexander Behrend Ortspfarrer von Gönningen. Nun geht er mit 58 Jahren in Ruhestand, krankheitsbedingt früher als geplant, denn er ist seit mehr als einem Jahr schwer an Krebs erkrankt. Einen großen Abschied wird es daher und wegen der Corona-Einschränkungen nicht geben. Die Gönninger sind stattdessen aufgerufen, ein dickes DIN A4-Blatt zu gestalten mit eigenen Erinnerungen und dies bis 15. Januar im Pfarrbüro abzugeben. Daraus soll dann ein Erinnerungsbuch entstehen.

Zahlreiche junge Leute hat Alexander Behrend unterrichtet, sie auf die Konfirmation vorbereitet, in Spitzenzeiten bis zu 40 Jugendliche pro Jahrgang. Außerdem gehörte der Religionsunterricht an der Roßbergschule zu seinen Aufgaben. »Solange wir hier eine Hauptschule hatten, habe ich die kompletten Jahrgänge gehabt«, erzählt er. 

Kontakt zu Jugendlichen konnte Behrend gut aufbauen, war er doch Computer-affin und einer der ersten Pfarrer in der Landeskirche, der 1996 eine eigene Webseite programmiert hat. »Die ist heutzutage veraltet«, weiß er selbst, doch fehlte ihm die Zeit für einen »Relaunch«. Dafür blieb er aktiv bei Facebook und Instagram und beantwortete stets rasch seine E-Mails. Und es gab außerdem in der analogen Welt etliche Aufgaben für ihn. 

»Die Gönninger Kirchengemeinde ist mittlerweile ein wichtiger Veranstalter im Ort«, sagt Behrend und zählt auf: Tulpensonntag, die »Juni-Tulpen«-Sommerabende, Konzerte, mehrtätige Seniorenreisen. Besondere Gottesdienste wurden mehr und mehr die Regel als die Ausnahme, berichtet der Pfarrer, der diese Art von Gottesdienst gerne mit gestaltet hat: Predigtreihen im Frühjahr, Nachbarschafts- und ökumenische Gottesdienste, »Tatort«-Gottesdienste, Vereinsjubiläen und viele kleinere Anlässe. 

Trotz sinkender Gemeindegliederzahl – »da liegen wir im Durchschnitt der Landeskirche« – blieb die Zahl der Gottesdienstbesucher über die Jahre hinweg recht stabil. 2007 eröffnete die BruderhausDiakonie in Gönningen ihr Seniorenzentrum. Seitdem wird auch dort alle zwei Wochen Gottesdienst gefeiert.

Da die Kirchengemeinde als Teil ihrer Gemeindearbeit einen Kindergarten betreibt, war ihr Pfarrer auch überörtlich in diesem Themenbereich engagiert: im Kindergartenausschuss des Kirchenbezirks und im Trägerausschuss der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Reutlingen. Dort hat Behrend zeitweise auch unterrichtet. Außerdem war er mehr als zehn Jahre im Kirchenbezirksausschuss und Dekanstellvertreter.

Ökumene vor Ort war ihm ein weiteres Anliegen: Pfarrer Behrend kümmerte sich um die Kontakte zur Neuapostolischen Gemeinde, noch bevor diese in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Gaststatus bekam. Schon fast selbstverständlich sind die Kontakte zur katholischen Kirche geworden. 

»Wesentliche Entlastung in Verwaltungsaufgaben« für den Pfarrer brachte Beate Heissel, die seit 2001 Sekretärin und Kirchenpflegerin der evangelischen Gemeinde ist. »Sie hat viele Management-Aufgaben übernommen«, lobt Behrend seine Mitarbeiterin, »besonders die große Kirchturm-Sanierung finanziell im Blick behalten«. Ebenso unkompliziert wie mit ihr hat er die Arbeit im Kirchengemeinderat erlebt. 

Dorothea Rutow, gewählte Vorsitzende des Gremiums, resümiert: »Er war ein guter Steuermann, der das Gemeindeschiff in den letzten 25 Jahren gut auf Kurs hielt und manchen hohen Wellengang durch seine Souveränität ruhig und einfühlsam durchgestanden hat.«  (Text: Jürgen Simon)